Mitten in der Stadt, unauffällig ihrem Äußeren nach, nur für Eingeweihte als Kirche erkennbar, ist die Offenbarungskirche mit angeschlossenem Gemeindehaus im Friedrichshain ein sehr einfacher Raum, der sich aus dem Alltäglichen heraus abgrenzt. Aufgerichtete Spitzbögen aus einer Holzbinderkonstruktion tragen den Bau. Die Materialien sind einfach: Holz, gebrannter Stein, rau verputztes Mauerwerk, ein Fußboden aus Brettern. Nach einem Muster wurde vorgefertigte Massenware zusammen gefügt, Bretter wurden zusammengenagelt, Bänke mit Holzkeilen zusammengehalten, Binder aufgestellt, Trümmersteine zwischen den Bindern aufgemauert, roh verputzt und weiß gekalkt, deutlich sichtbare Stahlträger tragen eine Empore, deren Festigkeit nur so herzustellen war – einfach, ehrlich, unverkleidet und sichtbar sollte die Gestalt des Bauwerks sein.

Diese Art des Kirchenbaus war eine Erfindung des Architekten Otto Bartning. Er hatte als Professor an der Bauhochschule in Weimar als erster Holzhäuser in Reihenbauweise vorfertigen lassen und nun dieses Prinzip nach dem Ende des zweiten Weltkrieges auf die sogenannten Notkirchen übertragen. Dabei stand ihm vor Augen, was die nationalsozialistische Denkweise in den Köpfen und Herzen der Menschen angerichtet hatte – eine tödliche Wüste in einer von Trümmern übersäten Welt, unzählige Menschen ohne Heimat und ohne Orientierung. Für ihn war die Kirche das mitten in der Wüste aufgeschlagene Zelt des Lagers, die Schutzhütte nach langem Umherirren, der Ort, dem Heiligen zu begegnen. Dabei war das Notkirchenprogramm für Otto Bartning nicht dürftiger Ersatz in einer Zeit von Mangel und Entbehrung, sondern Ausdruck einer neuen Kraft, die aus der geistigen Not der Vergangenheit hervorbrach und sich Raum in den Köpfen und Herzen, schließlich auch in der Umwelt der Menschen schaffte, indem sie Bauwerke erstehen ließ wie die Notkirchen.

Unsere Notkirche wurde am 25. September 1949 eingeweiht. Hier in dieser Kirche ist für die vom langen Unterwegssein gequälten Menschen der Ort, sich niederzulassen und aus der Anstrengung zur Ruhe zu kommen. Hier in diesem ausgegrenzten Raum können die Menschen dem Heiligen begegnen, das hinter aller Wirklichkeit verborgen ist und Leben und Zukunft möglich macht. Symbolisiert wird diese Begegnung durch den gekreuzigten Christus, der – aus Holz geschnitzt – hinter dem Altar im Chorraum vor den Oberlichtfenstern aufgestellt ist und in den Kirchenraum blickt. Der von ganz unten aufsteigende Bogen der Dachkonstruktion lässt noch die Verwurzelung im Expressionismus ahnen, dem sich auch die ehrfurchtgebietende Begegnung mit dem Heiligen verdankt, die nach dem Willen des Architekten hier eine mögliche Gestaltung findet.

Sichtbar im Blickfeld der Gemeinde ist auch die Orgel, die den anderen Schwerpunkt evangelischer Gottesdienste markiert – das Loben Gottes in der Musik. Sie hat ihren Ort in der Entsprechung zum Altar mitten in der versammelten Gemeinde gefunden. Es ist eine Orgel der Potsdamer Orgelbaufirma Alexander Schuke mit zwei Manualen und Pedal, mit Schleifwindlade und mechanischer Spieltraktur. Sie wurde 1962 eingeweiht.

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