150 Jahre Berliner Ringbahn – Boxhagen-Stralau ist dabei

„Die schönsten Orte an der Ringbahn“
Ein Film von Kathrin Schwiering, Erstausstrahlung am 04.06.2021 im rbb.

„Ring“ nennen die Berlinerinnen und Berliner liebevoll ihre Ringbahn. Mit der Ringbahn lässt sich Berlin entdecken – auf rund 37 Kilometern, vorbei an 27 Stationen der S-Bahnlinien S41 und S42.

Los geht es in dieser rbb-Produktion an der Haltestelle Messe Nord/ICC und dann immer weiter entgegen des Uhrzeigersinns. An der Station Treptower Park dokumentiert sie den Landschaftsgarten sowie die ihm gegenüber liegende Halbinsel Stralau.

Ab Filmminute 38 geht es um den Dorfkirchenfriedhof von Stralau, um seine schiefe Kirche aus dem 15. Jahrhundert und um unsere Evangelische Kirchengemeinde Boxhagen-Stralau. Küsterin Silke Helling gibt einige Erläuterungen zum Ort.

Link zum Video in der ARD-Mediathek

Stralauer Geschichte(n): Feierlichkeiten zum 500. Reformationsjubiläum 2017

Allein und andächtig schaue ich auf sie hinab: auf die mittelalterlichen Holzplastiken der drei heiligen Frauen. Im Zentrum steht die Gottesmutter mit dem Kind im linken Arm, flankiert von den Märtyrerinnen Barbara und Ursula. Die Figurinen warten, nachdem der Tischler sie sorgsam an den steinernen Taufbottich der Dorfkirche gelehnt hat, auf ihre Rückkehr in den Altar von Stralau.

Sie kommen nachhause, nachhause von einer Reise in die sogenannte Citykirche St. Marien. Dort wurden sie konservatorisch behandelt, wie auch die weiteren Bestandteile des Flügelaltars. Restauratorin Martina Runge arbeitete dabei in einer offenen Schauwerkstatt der Stadtkirche. Sie hatte ein großes Publikum, das sich von diesem Zeugnis christlicher Kunst angezogen fühlte.

Am 30. Oktober 2017 steht der Altar wieder komplett montiert in der Apsis von Stralau, und seine Wiederkehr ist einer der Gründe für die Festveranstaltung am Vorabend des 500. Reformationsjubiläums. Den zweiten Grund liefert die Eröffnung einer ständigen Ausstellung zur Geschichte der Halbinsel und ihres Gotteshauses. Die Kirche ist das älteste Gebäude von Friedrichshain-Kreuzberg, sie diente zuerst den Stralauer Fischern und ihren Familien als Gebetsstätte. Kurzzeitig betreute dann im 17. Jahrhundert der berühmte Theologe und Liederdichter Paul Gerhardt die Seelen der Dörfler. Heute schlägt die Turmuhr einer großen Schar nationaler und internationaler Zuzügler*innen die Stunde.

Der langjährige und schier unermüdliche Vorsitzende des Fördervereins der Dorfkirche, Dr.-Ing. Uwe Nübel, seine Mitstreiter*innen vom Bezirksmuseum und viele andere Menschen verwirklichten gemeinsam Nübels Visionen. Der Vorbau des Gotteshauses wurde als Dokumentationszentrum hergerichtet. Wobei Pfarrer Malte Stets in seinem Grußwort an diesem Abend mahnt, niemand möge dem Trugschluss erliegen, die Kirche als solche sei nun ein Museum geworden!

Die Präsentation zur Historie findet ihre Ergänzung durch einen „Geschichtspfad“, den dritten Anlass der Feierlichkeiten. Dieser Inselrundweg macht mittels Stelen 12 markante Stationen aus der Stralauer Vergangenheit kenntlich und zeigt Erläuterungen in Wort und Bild. Kristine Jaath, Vorsteherin der BVV Friedrichshain-Kreuzberg, wertschätzt denn in ihrer Rede auch die identitätsstiftende Funktion des Pfades. Sie lobt, dass Ortsansässige und Gäste nunmehr die Gelegenheit hätten, im wörtlichen Sinne und „direkt in die Geschichte hineinzugehen.“ Zum Veranstaltungsende folgt im Außenbereich die exemplarische Enthüllung von drei Stelen, begleitet vom Spiel des Klarinettisten Till Schwabenbauer.

Bevor ich nach dem Festakt als Letzte die Kirche verlasse und abschließe, schaue ich noch einmal zum Altar hinauf – hinauf zu Barbara, Maria und Ursula. Da fühlt es sich an, als sendeten sie Segen aus. Nicht akustisch vernehmbar, aber mit dem Herzen gut zu hören.

Ihre Küsterin Silke Helling